Wir sehnen uns nach Normalität

Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spircht der Herr.
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Im Sommer fühlte sich alles so gut an. Nach den Sommerferien wollten wir durchstarten, in den Familien, in den Schulen, in der Kita. Aber dann kam zuerst die Erkältungswelle, und dann kam Corona mit voller Kraft zurück. Und damit die Maßnahmen. Und der Streit: Ungeimpfte fühlen sich diskriminiert, Geimpfte fühlen sich im Stich gelassen. Und in Krankenhäusern und Altenheimen ist Ausnahmezustand. Schon wieder.

Sehnsucht nach Normalität. Autofahrer klagen über steigende Energiepreise. Handwerk und Industrie kommen an bestimmte Materialien kaum heran. Sogar den Schweinezüchtern geht es schlecht, weil durch die Schweinepest Absatzmärkte wegbrechen. Die Kirchen sind leer wie lange nicht mehr. Es wird nicht weitergehen wie bisher. Um den Klimawandel einzudämmen, werden Energiepreise steigen müssen. Naturereignisse und Krankheitserreger werden die Weltwirtschaft immer öfter in Schieflage bringen.

Wir sehnen uns nach Normalität. Aber was ist eigentlich normal? Hier 3 Autos und 150 qm Wohnfläche für eine Familie, dort Hütten und die Sorge um sauberes Trinkwasser. Hier verbringen Kinder 2 Stunden am Tag mit Computerspielen, dort wühlen Kinder im Müll nach verwertbarem Elektroschrott. Was ist eigentlich normal? Fragen Sie mal die Älteren, was in ihrer Kindheit normal war.

Eines kann uns keiner nehmen: Jesus will bei uns wohnen. Er steht vor der Türe und klopft an. Weihnachten fällt nicht aus. Selbst wenn sie Weihnachtsmärkte absagen, selbst wenn wir nicht in Skiurlaub fahren. Jesus ist da. Gott ist Mensch geworden.

Wo Jesus einzieht ins Haus des Lebens, entsteht eine neue Normalität. Er bringt Licht mit, Liebe und Hoffnung. Er setzt neue Prioritäten. Er bringt Freunde mit. Er tröstet und ermutigt. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem alten Herrn. Er hatte als junger Mann die Nazi-Zeit miterlebt. Er war ein guter Fußballer und ein frommer Christ. Als er sah, dass die Nazis sein Fußball-Talent vor ihren ideologischen Karren spannen wollten, hat er mit Fußball aufgehört. Für ihn war es die Entscheidung Adolf Hitler oder Jesus Christus. Für mich eine beeindruckende Lebensgeschichte.

Ich war damals Student und habe ihn gefragt, was er mir auf den Weg mitgeben möchte. Seine Antwort hallt mir noch heute nach. Schlicht, aber vom Leben eines 90jährigen gedeckt, der wusste, worauf es ankommt: „Du brauchst nur Jesus. Und wenn du Jesus hast, dann brauchst du nix mehr.“

In diesem Sinne wünsche ich gesegnete Festtage!

Ihr Pfarrer Otto Guggemos